Lesen Sie zwischen den Zeilen (der Datenschutzerklärungen)
Als Mensch des 21. Jahrhunderts haben Sie höchstwahrscheinlich schon einmal im Internet gesurft, online eingekauft oder sogar eine Fernsehserie angeschaut. Und vorher wurden Sie wahrscheinlich dazu aufgefordert, den Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien zuzustimmen.
In den letzten Jahren hat die allgemeine Sorge um den Datenschutz massiv zugenommen. Dafür sorgten viele Datenlecks, von denen einige sogar das Zeug zu einem medialen Skandal hatten – wie zum Beispiel Cambridge Analytica oder die neuen Datenschutzrichtlinien und Nutzungsbedingungen von WhatsApp, die viele Menschen dazu brachten, auf andere, sicherere Chat-Tools wie zum Beispiel Signal zu umzusteigen.
Das Internet – als hochgradig interaktives Medium – ist nicht nur eine Quelle von Informationen für Einzelne, es ist auch eine Quelle von Informationen ÜBER Einzelne. Viele Websites verlangen, dass man persönliche Daten eingibt. Sie sammeln Daten über Kontaktformulare, Anfragen, Wettbewerbe und viele andere Mechanismen. In der Regel kommen so gewaltige Mengen an Informationen über jeden einzelnen Seitenbesucher zusammen (Klosek, 2000).
Lesen Sie zuerst oder akzeptieren Sie sofort?
Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, in ihren Datenschutzrichtlinien anzugeben, was sie mit den Informationen tun, die wir ihnen freiwillig geben. Klingt doch gut, oder? Allerdings sind viele dieser Richtlinien sehr verwirrend formuliert oder sind so lang, dass Sie wahrscheinlich eine Woche brauchen, um das ganze Dokument zu lesen. Und wichtige Details werden nur allzu gerne irgendwo in den Richtlinien versteckt. Wenn Sie sich also auf irgendeiner Website anmelden, öffnen Sie den Betreibern die Tür zu Ihren Daten und eine Flut an gezielter Werbung, Data-Mining, Phishing und vieles mehr bricht über sie herein.
Die Menschen vergessen nur allzu gerne, dass Datenschutzrichtlinien geschrieben werden, um sie darüber zu informieren, wie das jeweilige Unternehmen Ihre Daten schützt (und verwendet) und akzeptieren sie, ohne sie überhaupt zu lesen.
„Im Moment sind wir an einem Wendepunkt, was das Vertrauen in Marken und die digitale Privatsphäre betrifft. Der Kern des Problems besteht darin, dass Marken größtenteils nicht ethisch mit den Online-Daten ihrer Kunden umgehen. In den letzten Jahren, als Datenmissbrauch in der Wirtschaft zum Alltag gehörte (vor allem bei Big Tech), kam es zu einer Erosion der digitalen Privatsphäre.” (Robert E.G. Beens, 2020)
Datenschutzverletzungen gab es auch schon vor dem digitalen Zeitalter; seit Unternehmen sensible & private Informationen und Bezahlinformationen speichern, besteht die potenzielle Gefahr eines Datenlecks.
Wissen ist Macht
Unternehmen stehen vor einer neuen Herausforderung, nämlich dem Schutz der Daten ihrer Kunden: „Mehr denn je hängt die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens im digitalen Zeitalter davon ab, wie es mit Datenschutz und Sicherheit umgeht.” (Edelman).
Am sind die Ergebnisse einer Studie, die 2014 durchgeführt wurde: Ihr zufolge wissen die meisten Internetnutzer nicht, was sie alles online teilen. Von 900 befragten Personen wussten sich nur 14 % darüber Bescheid.
Um dieses Problem zu lösen und die Kontrolle über unsere digitale Sicherheit zurückzubekommen, müssen Unternehmen und politische Entscheidungsträger die Datenschutzdiskussion über Online-Werbung hinausführen und auch über die vereinfachende Vorstellung, dass aggressives Datensammeln schlecht ist.
Privatsphäre sollte für jeden Menschen ein Grundrecht sein. Und wir alle müssen verlangen, dass die Unternehmen, mit denen wir unsere Daten teilen, dieses Recht unterstützen.
„Bis es soweit ist, gibt es einige Möglichkeiten, Ihre Daten zu schützen. Dazu müssen Sie sich natürlich darüber informieren, wieviel Sicherheit und Schutz die Services bieten, die Sie verwenden. Und vielleicht Ihre Auswahl in bestimmten Fällen anpassen, indem Sie zum Beispiel Produkte von Unternehmen bevorzugen, die einen größeren Wert auf Privatsphäre legen.“ (Robert E.G. Beens, 2020)