Exklusives Interview mit Dr. Jörg Wurzer, Gründer von Volla Systeme

Exklusives Interview mit Dr. Jörg Wurzer, Gründer und Geschäftsführer von Volla Systeme

In diesem exklusiven Interview sprechen wir mit dem Visionär Dr. Jörg Wurzer, Gründer und Geschäftsführer von Volla Systeme, einem unabhängigen deutschen Smartphone-Hersteller und Schöpfer von Volla OS. Volla OS zeichnet sich durch das Engagement für den Datenschutz und sein einzigartiges Bedienungskonzept aus. Ohne externe Investoren und mit einem klaren Fokus auf die Vereinfachung des Nutzererlebnisses bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre, ist es Volla gelungen, sich eine eigene Nische in der Smartphone-Welt zu schaffen. Wir wollten mehr über die Erfolgsgeschichte von Volla erfahren und einige exklusive Einblicke von Dr. Jörg Wurzer erhalten.

Was war die Motivation, die zur Gründung von Volla geführt hat?

Da gibt es viele. Zwei möchte ich hervorheben. Ich sehe, dass die digitale Welt und ganz besonders Smartphones immer mehr Zeit- und Aufmerksamkeit beanspruchen. Das, was wirklich zählt liegt aber außerhalb der digitalen Welt. Es sind die Menschen, mit denen wir leben, die Dinge die wir erschaffen. Dafür möchte ich für mich einen freien Kopf, ohne auf den praktischen Nutzen eines Smartphones zu verzichten. Zugleich erlebe ich eine wachsende Bevormundung durch Big Tech. Dazu gehört auch, dass meine Informationen über mich, meine Kontakte, was ich lese und anderen schreibe, wo ich wann bin ohne Einverständnis gesammelt und verwertet werden. Das kann sogar je nach Land, in dem ich lebe, und der politischen Situation gefährlich werden.

Warum ist der Schutz der Privatsphäre und persönlichen Daten wichtig? Im Alltag begegne ich manchen, die frei nach dem Motto Otto Waalkes leben: Ich weiß nichts. Macht nichts. Doch Wissen ist Macht. Und Wissen über Menschen, bedeutet Macht über sie. Oft, ohne dass es Menschen bewusst ist, werden Informationen gefiltert, ausgewählt und ausgewertet. Betrachten wir einmal die vielen Empfehlungsdienste und künstliche Intelligenz, die persönliche Daten auswerten. Es mag ja noch ok sein, von Spotify Musik empfohlen zu bekommen, aber einen Algorithmus für die Partnersuche lohnt sich, zu hinterfragen, und spätestens beim Wahl-o-mat wird es kritisch.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung des Volla Phone und wie haben Sie diese überwinden können?

Um mein Versprechen einzulösen, muss Volla Systeme ein unabhängiges Unternehmen sein und bleiben. Daher habe ich mich gegen Venture Capital entschieden. Das ist eigentlich für das ambitionierte Vorhaben, ein Smartphone mit eigenem Betriebssystem zu entwickeln, unmöglich. Aber wir haben es geschafft. Crowd Funding war eine Lösung, um mit und für unsere Anwender die Idee zu verwirklichen. Weil aber das Millionenkapital eines Venture-Capital-Gebers nicht zur Verfügung steht, ist wohl die ebenso große Herausforderung, Volla bekannt zu machen. Das ist nicht einfach. Einer von vielen Lösungswegen ist eine Partnerstrategie. Mit unseren Partnern, wie z.B. StartMail, wollen wir unseren Kunden nicht nur ein perfektes Produkt bieten, sondern gegenseitig Angebote für die digitale Selbstbestimmung bekannter machen.

Warum sollte jemand auf das Volla Phone umsteigen und wie vergleicht es sich mit den gängigen Smartphones auf dem Markt?

Unser Flaggschiffmodell Volla Phone 22 ist ein elegantes, leichtes und leistungsstarkes Smartphone. Doch einzigartig wird es durch die Software. Freiheit durch Einfachheit und Sicherheit ist unsere Botschaft, unser Angebot.

Einfachheit bietet ein neues, intelligentes Bedienungskonzept. Eines der zentralen Konzepte ist das „Sprungbrett“, das eine unmittelbare Bedienung ermöglicht. Wie Papier und Stift. In einem Textfeld fangen Sie einfach an etwas zu schreiben und das System erahnt, was Sie tun wollen, macht Vorschläge für Autovervollständigung oder Funktionen. So erfassen Sie eine Erinnerung im Kalender, schreiben eine Kurzmitteilung oder suchen im Internet. Und das, ohne eine App aufrufen zu müssen. Über einen roten Punkt rufen Sie alle wichtigen Alltagsfunktionen mit nur einer Geste auf.

Sicherheit bezieht sich auf ein abgesichertes Betriebssystem, das konsequent die Privatsphäre schützt. Dafür haben wir Android von Google Apps und Diensten bereinigt und dennoch ein höchstes Maß an Kompatibilität durch Alternativen hergestellt. Ein einzigartiger Sicherheitsmodus überwacht und filtert auf das Gerät nach Vorgaben der Anwender den Internetverkehr und kann nicht nur Tracker blockieren sondern vorübergehend sogar Apps und ihre Hintergrundprozesse.

Wie hat der Markt bisher auf ein datenschutzfreundliches Smartphone wie das Volla Phone reagiert?

Trotz unseres begrenzten Marketingbudgets bewegen wir uns auf etwa zehntausend Volla Phones zu, die wir in über 55 Länder geliefert haben. Wir stellen ein großes Interesse bei Privatanwendern und Geschäftskunden fest, nach dem Apple und Google ein wachsendes Marktsegment hinterlassen haben, dass Sie nicht bedienen können. Beide Konzerne haben sich technisch und betriebswirtschaftlich an die Cloud, wie wir sie heute kennen, gebunden. Und diese Cloud kann niemals sicher sein, da Regierungsorganisationen immer Zugriff zu allen Daten haben oder erzwingen können. Das ist zum Beispiel im US Patriot Act und Cloud Act festgelegt.

Das Volla Phone bietet eine Alternative zu den Mainstream-Smartphones, die oft stark auf Google-Dienste angewiesen sind. Wie wirkt sich das Fehlen von Google-Diensten auf die Benutzerfreundlichkeit und Bedienung aus? Welche Alternativen bietet das Volla Phone, um ein angenehmes Nutzererlebnis zu gewährleisten?

Es gibt keinen Grund, Google Dienste zu verwenden. Statt Gmail bietet zum Beispiel StartMail eine bessere Alternative. Leider setzen viele Android Apps Google Play Dienste voraus, teils aus Bequemlichkeit der Entwickler oder den Anspruch, mehr über den Anwender zu wissen und zu verwerten, als die App vorgibt. Bedenklich ist, dass viele Banken, Google Dienste verwenden, obwohl es sich um sehr sensible Apps handelt. Die Behauptung, dass durch Google Dienste die Sicherheit erhöht wird, ist grober Unfug.

Für alle, die auf Apps angewiesen sind, die Google Play Dienste voraussetzen, ermöglichen wir die optionale Aktivierung von microG, einem Substitut, das die Kompatibilität in den eisten Fällen herstellt. Alle Apps auf dem Google Play Store sind über Aurora zugänglich, ein App Store, der die anonyme Installation von Apps ermöglicht, die im Google Play Store zu finden sind.

Anwender finden aber auch den App Store F-Droid auf einem Volla Phone. Er enthält alternative und quelloffene Apps für die viele Anwendungsfälle des Alltags an. Was die Bedienungsfreundlichkeit angeht, so bietet das Sprungbrett ein völlig neues Konzept, bei dem Apps an Bedeutung verlieren. Neben dem intelligenten Textfeld und Schnellmenü gibt es etwas, was wir „Sammlungen“ nennen. Das System stellt für Anwender automatisch Inhalte zusammen, Kontakte, mit denen jemand zuletzt in Verbindung stand, jüngst ausgetauschte Mitteilungen, aktuelle Nachrichten aus frei wählbaren Kanälen und auch Notizen, die wiederum direkt über das Textfeld eingegeben werden können. Alles ist mit einer einzigen Geste erreichbar, ohne irgendeine App öffnen zu müssen.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der von einem Mainstream-Smartphone auf ein Volla Phone umsteigen möchte?

Geben Sie sich Zeit, neue Funktionen kennen zu lernen. Beginnen Sie mit der Übertragung Ihrer Daten. Der Umstieg ist zugleich eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, welche Apps Sie wirklich brauchen und welche nicht. Apps, die ich selten benutze, blockiere ich über den Sicherheitsmodus. So habe ich immer eine sehr aufgeräumte Übersicht über installierte Apps.

Der Umstieg ist auch eine gute Gelegenheit über die Verwendung von anderen datenschutzfreundlichen Diensten nachzudenken, zum Beispiel über ein neues E-Mail-Postfach bei StartMail. Als Messenger empfehle ich zurzeit Signal für sichere Kommunikation. Er ist sogar direkt im Sprungbrett integriert. Das ist sehr praktisch.

Welche besonderen Funktionen hat das Volla OS?

Wir sprachen schon über das Sprungbrett, die Sammlungen und den Sicherheitsmodus. Es gibt viele praktische Details. So haben wir insbesondere für Anfänger eine optionale VPN App vorab installiert. VPN steht für virtuelles privates Netzwerk und schützt den Daten verkehr vor dem Einblick Dritter und kann auch einen anderen Standort vortäuschen. Unser Partner ist hide.me, der keine Internetaktivitäten aufzeichnet und ein spezielles Verschlüsselungsverfahren anbietet.

Demnächst führen wir eine automatische Spracherkennung durch KI ein, die für noch Komfort sorgen wird. Der große Unterschied zu Siri, Alexa, Cortana und die anderen „Damen“ von Big Tech ist, dass unsere KI nur auf dem Gerät ausgeführt wird. Kein Bit geht in die Cloud, sodass die Stimme und die gesprochenen Inhalte nicht erfasst und ausgewertet werden könnten.

Absolut einzigartig ist die Multi-Boot-Funktion. Hierbei handelt es sich um die Möglichkeit, ein zweites oder drittes Betriebssystem auf einer Speicherkarte zu installieren. Beim Start des Volla Phones kann der Anwender dann das gewünschte Betriebssystem auswählen, zum Beispiel, um Privates und Geschäftliches strikt zu trennen oder um einfach ein neues Betriebssystem auszuprobieren. Freiheit bedeutet eben auch, Freiheit der Wahl.

Wie sehen Sie die Zukunft von Smartphones, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit?

Das Schöne an der Zukunft ist, dass Sie nicht vorhersehbar ist. Für manche ist es beängstigend, für mich Motivation, sie zu gestalten. Daher auch der Aufbruch mit einem neuen Konzept für Smartphones. Ich gehe davon aus, dass Smartphones weiterhin eine zentrale Rolle spielen, während die Bedeutung von Tablets und Smart Watches nachzulassen scheinen. Ich zweifle auch an der Bedeutung von Smart Glasses. Das Smartphone wird aber mehr zu einem mobilen Alleskönner, der je nach Anwendungsfall mit geeignetem Zubehör verbunden wird. Hier kommen wir zum Thema „Konvergenz“, das durch das zweite Betriebssystem Ubuntu Touch, das wir anbieten, bestens vorbereitet ist. Statt einen teueren PC oder Laptop zu kaufen, wird dann einfach Tastatur und Bildschirm an ein Smartphone angeschlossen. Und plötzlich entfällt auch die Notwendigkeit komplizierter Synchronisation mit Cloud-Diensten. Ein absoluter Gewinn für die Privatsphäre.

Können Sie uns auch etwas über die Zukunftspläne von Volla verraten? Insbesondere in Bezug auf neue Funktionen oder Modelle?

Ich bin vorsichtig mit Ankündigungen, die wir dann nicht liefern können. Hinter den Kulissen betreiben wir Forschung und Entwicklung, deren Ergebnis teils offen ist. Aber es gibt in der Tat ein großes Bild hinter Volla und unsere Volla Phones sind nur der erste Schritt zu einer sicheren und unabhängigen Infrastruktur. Wir forschen mit Partnern an einer Cloud-Lösung, die den Komfort bietet wie die iCloud oder Google-Cloud aber ein für die Sicherheit der Anwender einem völlig anderen technischen Paradigma folgt. Das verteilte, hochverschlüsselte Netz ist die Zukunft, auch „distributed, encrypted edge computing“ genannt. Das lässt sich sogar auf die Infrastruktur selbst übertragen. Wir stehen erst am Beginn einer spannenden Entwicklung. Auch neue Hardware, sogar eine andere Geräteklasse können Volla Freunde für die nahe Zukunft erwarten.


Die in diesem Interview geäußerten Ansichten sind die unseres Interviewpartners und spiegeln nicht unbedingt die von StartMail wider.

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